Märchen als Vermittlungstechnik im Museum

Es gehört nicht zu den üblichen Vorgehensweisen eines wissenschaftlichen Museums, seinen Gästen "Märchen" zu erzählen, wenngleich Sagen, Fabeln und Volksmärchen natürlich ein Bestandteil des Lebens im Bauernhaus waren.

Aber bei dem Versuch, den Gästen möglichst viele Details über das Alltagsleben sowie die Häuser und Höfe mit auf den Weg zu geben, kann man auf die Technik des Erzählens nicht verzichten. Und gerade bei den jüngsten Gästen - aber auch bei vielen jung Gebliebenen - vermag eine lebendige Erzählung den Zugang zu fast jedem Thema eröffnen.

So wollten auch wir im Österreichischen Freilichtmuseum unser Glück suchen und hielten Ausschau nach Geschichtenerzählern, die bei den verschiedenen Anlässen und Veranstaltungen den Kindern durch lebendige Geschichten Einblicke in das Alltagsleben von einst anbieten können. Und es stellte sich ein in der Person von "Dr. Glück" - Herrn Christoph Eibl, der sich anlässlich unseres "Kindererlebnistages" anbot, ehrenamtlich mit den Kindern "zu arbeiten". Allerdings konnte man nicht viel von Arbeit beobachten, denn die Geschichten aus alter Zeit schienen wie selbstverständlich, mit Leichtigkeit, Begeisterung und vor allem mit herzlichem Spaß abzulaufen. Strahlende Kinderaugen verfolgten jede Bewegung seiner Augen, der Hände oder seiner Utensilien, die die Inhalte zu verdeutlichen und die Kinder zu fesseln vermochten. Mitmachen war selbstverständlich. Befreites, heiteres Lachen klang über den sonst meist ruhigen Hof. Eltern waren verzückt ob der Begeisterung ihrer Kinder und konnten nicht umhin, selbst entspannt den Ereignissen zu folgen, wohl wissend, dass ihre Kleinen auch noch die nächste Geschichte miterleben wollen würden.

Doch welch ein Glück - auch Dr. Glück muss bisweilen einmal eine Pause einlegen, so dass auch noch die übrigen Attraktionen und Angebote des Museums an diesem Tag von allen Gästen genützt werden konnten.

Mit großem Dank schätzen wir uns seither glücklich, diese Kunst des Geschichtenerzählens unseren Besuchern immer wieder mit der Gewissheit anbieten zu können, dass sich dabei ein qualitätsvoll heiteres Erlebnis mit dem Wissen um das bäuerliche Leben von einst vermischt, das das Verständnis für unsere musealen Inhalte stärkt und den Qualitätsanspruch unseres Museums unterstützt.


Mit der Hoffnung auf eine weiterhin so humorvolle und lange Zusammenarbeit

Egbert Pöttler
(Direktor des Österreichischen Freilichtmuseums Stübing)